3D-TV? – Äh, jein!

Im Rahmen der IFA 2010 hatte ich die Möglichkeit mir einmal die derzeit verfügbaren Technologien in Bezug auf 3D-Fernsehen etwas genauer anzuschauen. Im Grunde gibt es 3 verschiedene Ansätze für 3D-TV: 3D mit Brille, 3D mit Shutterbrille und 3D ohne Brille. Letzteres befindet sich allerdings noch in der Entwicklung und ist noch recht unausgereift.

Kommt es bei den beiden Methoden mit Brille schon auf den richtigen Blickwinkel an, so ist dies bei der Technologie ohne Brille noch um ein vielfaches wichtiger. Eine kleine Bewegung in die falsche Richtung kann schon dafür sorgen, dass man kein 3D-Bild mehr wahrnimmt. Hier ist also noch viel Arbeit für die Entwickler nötig.

Hat man also vor sich ein 3D-Gerät zu kaufen, bleiben derzeit nur die beiden Varianten mit Brille. Die Variante mit Shutterbrille ist dabei die teurere, in Bezug auf die 3D-Qualität auch etwas bessere - wobei dies je nach Hersteller nicht allzu stark ins Gewicht fällt. Am Stand von LG zum Beispiel habe ich die einfache Brille getestet - hier liefe eine Übertragung eines Dartturniers in 3D. In dem Moment als ich die Brille aufsetzte wurde so gefilmt, dass der Eindruck entstand der Dartpfeil käme direkt auf mich zu - und ich muss sagen: Der Eindruck war sehr realistisch. :D Bei diversen anderen Herstellern war die Shutterbrille jeweils besser als die einfache 3D Brille.

So gute Bildqualität die Shutterbrille aber auch liefert, Nachteile hat sie leider auch. Zum einem ist sie Batterie betrieben, die Übertragung erfolgt mittels Infrarot zur Brille und die Brille ist durch die integrierte Technik verhältnismäßig schwer was sich auf Dauer negativ auf den Komfort auswirken dürfte - dieses Problem besteht bei der herkömmlichen Brille nicht.

Viele Leute berichten ja davon, dass sie bei längerem Genuss von 3D-TV/3D-Kino Kopfschmerzen bekommen. Hierzu muss ich sagen: Ich habe keine bekommen, wobei ich aber sicher auch nicht die Gelegenheit hatte lange genug davor zu stehen/zu sitzen - man will ja auch die anderen Stände sehen. ;) Allerdings hatte ich bei Panasonic die Gelegenheit einen Showcase auf dem wohl weltgrößten Plasma-TV zu sehen (hatte die Ausmaße einer kleinen Kinoleinwand). Genutzt wurde dort die Shuttertechnik und man konnte eine 3D-Trailer sehen - hier fand ich zwar die Bilder beeindruckend, zum Ende hin wurde es aber meiner Meinung nach für die Augen doch recht anstrengend.

Generell muss man sagen: 3D lohnt sich so richig erst bei großen Bildschirmen - ein kleiner 81cm Bildschirm liefert nicht wirklich ein realisitsches 3D-Erlebnis. Hier sollte man vor einem evtl. Kauf auf jeden Fall vorher im Elektronikmarkt testen ob die Bildschirmgröße ausreicht.

Sollte man sich nun einen 3D-Fernseher zu legen? Jein! Die Bildqualitiät mit den beiden Brillen ist auf jeden Fall überzeugend und es macht Spaß die Bilder zu betrachten - zumal es durchaus lustig ist, wenn man aus einem Reflex versucht den Dartpfeil zu fangen aber ins Leere greift. ;) Allerdings sind beide Brillen auf Dauer doch eher hinderlich und es kommt eben darauf an, wo man sitzt. Sitzt man zu weit seitlich am TV kann es vorkommen, dass man die beiden Bildebenen erkennen kann, die mithilfe der Brille zu einem 3D-Bild werden. Hinzukommt, dass z.B. bei Shutterbrillen meist nur 2 Brillen mitgeliefert werden - schön für Päarchen aber was passiert, wenn man eine Familie hat oder mehrere Freunde zum TV-Abend einlädt? Dann heißt es Brillen nachkaufen - und das wird ein teures Vergnügen, ca. 80 - 150 € pro Brille (bezogen auf Shutterbrillen), je nach Hersteller; und es würde mich nicht wundern, wenn die Brille vom einen Hersteller für den anderen Hersteller ungeeignet ist. Die Technologie ohne Brille ist zum einen noch nicht ausgereift und zum anderen auch noch nicht erhältlich.

Nicht unwichtig ist natürlich auch die Verfügbarkeit von 3D Bildmaterial - und hier ist das Angebot noch sehr gering bzw. kostspielig. Sky bietet einige Dokumentationen und Sport in 3D, auf Blu-Ray sind derzeit 3 Titel in 3D verfügbar - entsprechend geeignete Player vorausgesetzt.

Vor diesem Hintergrund sollte man meiner Meinung nach noch mit der Anschaffung warten, zumal die Preise auch noch recht hoch sind; es sei denn man gehört zu den Freaks, die sofort alles Neue haben müssen

Abschließend noch ein paar Worte zu IFA 2010 an sich:

Da muss ich sagen: Ich bin tatsächlich etwas enttäuscht - zu letzt war ich 1997 & '99 auf der IFA (eine Zeit in der Audio-CD-Brenner eine Neuheit waren und mehrere tausend DM kosteten). Damals waren zwar wesentlich weniger Hersteller auf der Messe - aber es gab noch eine Umenge an Shows und Showcases. Das hat sich sehr gewandelt - viele große Hersteller haben heute kaum noch angemessen große Messestände und die wenigen Shows sind extrem gut besucht (der Wunsch danach ist beim Publium also vorhanden) und selten. Da gab es mal gerade den Showcase von Panasonic (siehe oben) und einen von Yamaha - hier wurde 3D-Sound fürs Heimkino vorgeführt (das war sehr interessant).

Ansonsten gab es vllt. noch 2-3 andere Shows und dann war es das aber leider auch schon. Und ich war tatsächlich an einem Wochenende dort - es hätte sich also gelohnt.

Interessant war auch der Stand von Philips - abseits von 3D-TV und Co. wurden hier einige neue Haushaltsgeräte vorgeführt. So zum Beispiel eine Friteuse ohne Öl. Hier wurden (wie soll es anders sein) Pommes Frites zubereitet und ich muss sagen: sehr lecker und vor allem nicht triefend vor Fett. :D

Im Nachhinein habe ich noch erfahren, dass z.B. Alienware einen Stand auf der Ebene der Haushaltsgeräte hatte - was die dort wollten erschließt sich mir bis heute nicht.

Alles in allem eine sehr merkwürdige IFA im Vergleich zu früher - gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall und es war ein sehr schöner Tag dort.