Website per RSS befüllen - Was kann dabei schon schief gehen?

WoltLab Suite bietet seit einiger Zeit die Möglichkeit an die eigene Webseite automatisiert per RSS-Feed mit Inhalt zu befüllen - zum Beispiel in dem Artikel oder Forenbeiträge per Feed erstellt werden. Und wo die Funktion schon mal da ist, könnte man sie natürlich auch nutzen. Was soll schon schief gehen?


Nunja, ehrlich gesagt eine ganze Menge. Aber zuerst sollten wir kurz die Grundlagen klären.

Was ist RSS?

RSS steht, je nachdem wen man fragt, entweder für "Rich Site Summary" oder für "Really Simple Syndication" (sinngemäß etwa: wirklich einfache Verbreitung) - wobei die letztgenannte Bedeutung wohl die aktuelle sein soll. Dabei enthalten die sogenannten RSS-Feeds dann z.B. Blogartikel, Nachrichten in Auszügen oder vollständig oder im besonderen Fall des Podcasts Links zu entsprechenden Audiodateien. Hat man einen solchen Feed einmal abonniert, zum Beispiel mit einem Feedreader wie Inoreader, erhält man Aktualisierungen des jeweiligen Channels (z.B. einer Webseite) - quasi wie bei einem Nachrichtenticker.


WoltLab Suite liefert nun solche Feeds sowohl aus (z.B. für Artikel und Forenbeiträge) und kann sie gleichzeitig über entsprechende Funktionen auch einlesen und dann eben, wie eingangs erwähnt, in Artikel oder Forenbeiträge umwandeln.

Die Vorteile

liegen denke ich auf der Hand: RSS bietet zum einen die Möglichkeit sehr schnell und einfach Inhalte zu verbreiten und diese schließlich vom Nutzer an einer Stelle (z.B. App oder Webportal) zentral gebündelt konsumieren zu lassen. Zudem hat man mit RSS ein Tool zur Hand mit dem sich eigene Webseiten recht einfach verbinden lassen.

Die Nachteile

entstehen, wie eigentlich so häufig, durch denjenigen, der nicht verstehen kann oder will, was er da eigentlich gerade tut und was die eigene Verantwortung ist.

Für Betreiber

Will man nun selbst fremde Inhalte möglichst automatisiert für die eigene Seite übernehmen, steht man durchaus vor dem ein oder anderen Problem. Da wäre zunächst einmal die Gefahr, dass man (rechtlich) problematische Inhalte übernehmen könnte. Zwar prüft man in aller Regel vor dem Einbinden eines Feeds den Inhalt einmal wenigstens grob ab, aber wenn es einmal unproblematisch war, heißt das ja nicht, dass das auch immer so bleiben muss. Man hört und liest ja hin und wieder dass es Leuten mit ausreichend krimineller Energie gelungen ist, die Kontrolle über Webseiten zu übernehmen. Und dass in den seltensten Fällen durch wirklich "hacken" sondern in den meisten Fällen durch unachtsam eingegebene und mehrfach verwendete Passwörter - aber das ist ein anderes Thema. Und schon hat man nicht jungendfreien Inhalt auf einer Seite, die sich möglichst noch an Kinder richtet. Da hat man den Salat.


Oder Problem 2: Die Seite bleibt vielleicht beim gleichen Betreiber aber es erscheint ein Artikel, durch den man selbst in schlechtem Licht erscheint. :shrug:


Natürlich gibt es hier auch noch eine rechtliche Komponente. Namentlich das Urheberrecht und das Zitatrecht - vom Leistungsschutzrecht fangen wir lieber gar nicht erst an (denn das ist ein Trauerspiel). Am Ende des Tages sollte man dafür tatsächlich einen Anwalt konultieren - ich bin keiner und deshalb ist das hier auch keine Beratung, sondern eine Meinung. Natürlich ist es zulässig Inhalte zu zitieren und diese als Zitat in der eigenen Seite einzubinden. Ich denke das dürfte auch für das automatisierte Einbinden gelten - richtiges Zitieren vorausgesetzt und im Zweifel natürlich den Anwalt fragen. Was aber vom Zitatrecht nicht gedeckt ist, ist die vollständige Übernahme eines ganzen Artikels - und genau da fangen die Probleme dann an richtig böse zu werden. So eine Abmahnung ist nicht grad eben günstig.


Und dann wäre da noch das eigene Ansehen in der jeweiligen Community oder die eigene Marke. Inhalte 1:1 zu übernehmen ist noch immer nicht gern gesehen - aus guten Gründen. Und wer will schon gern als Content-Dieb angesehen werden?

Für Anbieter

Für Anbieter ist der allergrößte Nachteil eben, - und das dürfte im vorigen Absatz schon klar geworden sein - dass andere Leute hergehen können und den Inhalt 1:1 ohne großen Aufwand auf die eigene Seite einbinden - und das für gewöhnlich natürlich ohne vorher um Zustimmung zu bitten. Heißt ja schließlich wirklich einfache Verbreitung.

Fadenscheinige Argumente

Geht es dann um die Verteidung warum man ein Projekt darauf aufbaut fremde Inhalte 1:1 zu übernehmen, fliegen gerne mal allerlei fadenscheinige Argumente durch die Gegend.

  • Ich kann ja wohl nicht jeden einzelnen Anbieter anfragen, das sind ja viel zu viele.
  • Beiträge selbst zu schreiben, ist viel zu aufwändig.
  • Es ist doch Werbung für die Anbieter.
  • Die ganzen Webseiten aufzurufen oder zu kennen ist doch für den Nutzer gar nicht möglich. Schließlich soll es doch für den Nutzer bequem sein.
  • Die Funktion ist doch da, dann kann ich sie auch nutzen.
  • Blockier doch einfach den RSS-Feed, wenn du das nicht willst.
  • Sag doch einfach, dass du nicht dabei sein willst

Man könnte diese Liste bis in alle Ewigkeiten fortführen. Am Ende kommt es doch auf eins hinaus: All das sind Vorwände, die von anderen Dingen ablenken sollen. Nämlich, dass man keine Lust und/ oder nicht die Gabe hat eine Webseite anständig mit Inhalt zu füllen und man sich aber trotzdem gern in den Mittelpunkt stellen möchte - wenn auch mit den (kreativen) Inhalten anderer um sich ein bisschen in deren Glanz zu sonnen und mit fremden Federn zu schmücken. Am Ende des Tages heißt das eben leider auch, dass man auf die Rechte und Ansichten anderer nichts gibt und einen Platz in der Community an sich nicht verdient hat, denn mit dem Anstand scheint es nicht besonders weit her zu sein.


Nehmen wir uns - nur für den Spaß an der Sache - die Argumente doch einmal vor. Nur zur Erinnerung: Es geht um die 1:1-Übernahme von kompletten Inhalten (z.B. Artikeln), nicht um tatsächliche Zitate daraus.


Ich kann ja wohl nicht jeden einzelnen Anbieter anfragen/ Beiträge selbst zu schreiben, ist viel zu aufwändig.

Dann wäre es tatsächlich das Beste, wenn du es bleiben lässt - und zwar das ganze Projekt. Eine Webseite zu betreiben bedeutet Arbeit. Wenn du das nicht leisten willst, lass es. Niemand zwingt dich.


Es ist doch Werbung für die Anbieter.

Äh, nein, ist es nicht. Es ist Diebstahl von Inhalten. Verlinkungen und selbstgeschriebene Rezensionen könnten schon eher Werbung sein.


Schließlich soll es doch für den Nutzer bequem sein.

Der Punkt von dem man erwartet, dass ja wohl wenigstens dieses Argument akzeptabel sei. Aber nein, das ist auch keine Entschuldigung, um Inhalte stehlen zu dürfen. Auch dieses grundsätzlich nachvollziehbare Problem kann man anständig lösen.


Die Funktion ist doch da, dann kann ich sie auch nutzen.

Es gibt auch Waffen, trotzdem ist es gesellschaftlich nicht akzeptiert andere damit zu töten. Also lass das.


Blockier doch einfach den RSS-Feed, wenn du das nicht willst.

Dann könnten die Nutzer den Feed nicht mehr in ihrer bevorzugten App nutzen,


Sag doch einfach, dass du nicht dabei sein willst

Warum sollte ich aktiv werden müssen wenn du etwas tun willst? Nicht nur nein heißt nein, auch eine ausbleibende Antwort oder nicht eingeholte Zustimmung heißt nein.

Wie man's richtig machen kann

Jetzt könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass das hier einfach nur noch sein Rant ist und am Ende gar nichts dabei raus kommt - außer 'ner Menge Ärger. Aber es gibt ja durchaus Wege das Ganze richtig anzugehen. Und weil ich mich damit am besten auskenne bleiben wir für Beispiele in der WoltLab- bzw. Design-/Entwickler-Umgebung. Ähnliches habe ich aber auch schon für Bereiche wie Gaming u.ä. gesehen - man kann das im Prinzip nahezu überall anwenden.


Vor allem vor dem Hintergrund der durchaus validen Aussage nachdem Motto, "für Nutzer sollte es eine zentrale Stelle geben, die Inhalte zusammenführt" (*hust* Google *hust*), macht es durchaus Sinn ein solches Portal aufzubauen. Sowas hat es rund um WoltLab auch schon gegeben - und zwar auf die gute Art:

WCFInfo - Variante 1

Wer schon etwas länger dabei ist erinnert sich vielleicht noch an dieses Projekt. Auch hier wurden News und Anleitungen diverser Anbieter zusammengeführt - nur wurden die nicht einfach 1:1 übernommen. Stattdessen wurde mit Zitaten und natürlich auch eigener Berichterstattung, sowie Vorstellung und Verlinkung der jeweiligen Projekte gearbeitet. Und das Ganze in einem ansprechenden Umfeld, will heißen in guter Aufbreitung in Design und Inhalt. Sowas macht Arbeit, wird dann aber letztlich auch gut. Dass es nicht mehr da ist, lag zum einen daran, dass es natürlich viel Arbeit war, aber dabei die Beteiligung anderer, die daraus auch Vorteile zogen, quasi nicht vorhanden war.

Web Designer News - Variante 2

Einen etwas anderen Ansatz verfolgen Portale wie zum Bespiel Web Designer News. Hier nutzt man einfach den guten alten nutzergenerierten Inhalt. Es gibt dort die Möglickeit Stories einzureichen - dargestellt wird davon dann letztlich nur der verlinkte Titel und ein kleines Teaserbild - meist entweder eine Art Favicon oder ein zum Artikel passendes Vorschaubild. Angereichert wird dass dann noch durch ein Like-System und die Möglichkeit Kommentare zu hinterlassen - ob man letzteres dann wirklich braucht, sei dahin gestellt. Der Aufwand an diesem System dürfte sich dann tatsächlich auf die Wartung und ggf. das Prüfen der Inhalte beschränken. Schön ist möglicherweise anders aber in ist, wer drin ist.

Fazit

Die beiden Beispiele oben sind jetzt natürlich nur das: Beispiele. Wenn man will, findet man bestimmt noch mehr und möglicherweise auch bessere.


Was bleibt nun am Ende dieses Artikels?

Nun bei mir zumindest die Hoffnung, dass einige Website-Betreiber, die fremde Inhalte 1:1 "im Namen der Nutzer" (Anbieter möchte ich das nicht nennen) ihr Handeln vielleicht wenigstens für einen kleinen Moment hinterfragen. Wenngleich diese Hoffnung auch eher gering ist. Denn meist sind diese Leute von der Richtigkeit ihres Handelns zutiefst überzeugt und jeder, der es anders sieht, ist nur ein Neider oder hat wahlweise keine Ahnung. Es geht mir mit diesem Meinungsartikel letztlich auch nicht darum, Einzelne an den Pranger zu stellen, sondern eher darum ein Bewusstsein zu schaffen und mit den genannten positiven Beispielen möglicherweise auch bessere Angebote möglich zu machen. Denn gerade im WoltLab-Bereich ist ein gutes Portal, wie es z.B. WCFInfo war, durchaus nötig - und auf WoltLab braucht dabei niemand zu warten - sagt jemand der gut 15 Jahre dabei ist und quasi alles gesehen hat.


Also wie gesagt: Wenn du Webseiten erschaffen willst, dann mach was eigenes daraus. Inhalte 1:1 übernehmen ist uncool. RSS Feeds sind für Nutzer zur Eigennutzung, nicht dafür deine Webseite für lau mit fremden Inhalten zu befüllen - es sei denn sie wurden ausdrücklich genau dafür frei gegeben.